Die durch den Herbst eingekehrte, kühle Luft kitzelt an meiner Nasenspitze, während ich auf dem großen Waldparkplatz, unweit der Gemeinde Glowe, aus meinem Auto springe um zu meinem Pferdeanhänger zu gehen. Die Sonne durchbricht die letzten Wolken der Nacht und begrüßt uns mit einem wunderschönen Lichtspiel. Ich werde beim öffnen der Tür von vier großen, braunen Augen begrüßt, die neugierig ihre samtig weichen Nasen durch die Öffnung stecken. Ich blicke mich um und halte einen Moment inne. Diese morgendliche Ruhe wird nur durch das gleichmäßige zwitschern der vielfältigen Vogelarten der Wälder unterbrochen. In nicht allzu weiter Ferne rauschen die Wellen im Takt und in mir breitet sich ein Gefühl der Vorfreude und des Wohlbefindens aus.

Die Pferde können gar nicht erwarten endlich vom Anhänger zu steigen, um zu sehen, wohin die morgendliche Reise sie führt. Mit einem aufmerksamen Ohrenspiel schauen sie sich um und erblicken vermutlich das Ziel bereits am Horizont, welcher in einem romantischen Morgenrot erscheint.
Ein letztes Mal kontrolliere ich das korrekt verschlossene Zubehör meiner Pferde, schließe meine Jacke und setze mir meinen Helm auf, bevor ich mich auf den Rücken meines Pferdes schwinge. Nun kann ich meine Glücksgefühle nicht mehr verstecken und ich spüre ein Kribbeln, welches meinen gesamten Körper durchzieht.
Sand unter den Hufen und Wasser in den Nüstern
Umso näher wir, entlang des mystischen Küstenschutzwaldes, der Ostsee kommen, umso intensiver verspüre ich die kühle Meeresluft. Ich merke das kühle Nass in meinem Gesicht und grabe mein Gesicht etwas tiefer in meine Jacke. Ich atme einmal tief durch und all die alltäglichen Gedanken sind schnell verschwunden. Ich spüre, wie auch mein Pferd unter mir die Luft wahrnimmt und es mir gleich tut. Auch er scheint sich sichtlich zu entspannen. Ein Blick auf meinen anderen Wallach, der unter seiner Reitbeteiligung frohen Mutes neben uns her stapft, verrät mir, dass die beiden diesen Moment ebenso genießen.
In meinem Augenwinkel entdecke ich einige Baumstämme, die Opfer des Rügen typischen Windes geworden sind. Gedanklich springe ich zum Abschluss unseres Ostseeabenteuers noch einige Runden über die, wie für Reiter ideal hingelegten, Naturhindernisse.

Ein kleiner, ausgeschilderter Zugang zeigt uns unmittelbar den Weg, an den so unendlich lang wirkenden Ostseestrand der Schaabe. Ich spüre die steigende Aufmerksamkeit meines Pferdes, atme erneut die salzige Meeresluft ein und begebe mich direkt zum Wasser. Leichte, so gleichmäßig wirkende Wellen rollen über das Meer, direkt an unsere Hufe. Ich muss meinen Wallach ausbremsen, um nicht vollkommen nass zu werden. Planschend, badend und tief mit der Nase im Meer vergraben, genießt er die Abkühlung.
Nach dem ersten kleinen Badeerlebnis mache ich mich auf den Weg in Richtung Juliusruh. Mein Blick schweift dabei immer wieder ab und genießt die Ansicht des aufwachenden Tages und des so klaren Horizontes.
Ich atme tief durch und wage einen frischen Galopp, entlang des kilometerlangen Sandstrandes, welcher so still und einsam zu dieser Zeit wirkt. Der kalte Wind treibt mir Tränen in die Augen und meine Wangen fangen an zu erröten. Weitab von Trubel und Hektik empfindet man das Gefühl von Beruhigung, fast wie eine Art von Meditation.

Bevor der Strand langsam erwacht und sich mit dem alltäglichen, bunten Leben füllt, trete ich den Heimweg an und nehme einen Marmeladenglas-Moment mit nach Hause.
Reiten an der Ostsee auf Rügen
Von Oktober bis Ende März ist das Reiten an der Ostsee zwischen Glowe und Juliusruh auf Rügen erlaubt. Was gibt es schöneres, als das gleichmäßige Trommeln der Pferdehufe im Sand, das zufriedene Schnauben der Pferde oder ein frischer Galopp entlang der Ostsee?
Jedoch bitte ich, sich vorher intensiv bei der Gemeinde zu informieren, an welchen Abschnitten das Reiten erlaubt ist, ebenso bitte ich, den Strand sauber und ordentlich zu verlassen. Wir Reiter haben das große Glück, diesen Traum auf Rügen leben zu dürfen. Ebenso müssen wir uns dafür aber auch an die Regeln halten, um weiterhin diese Möglichkeit zu haben. Informieren kann man sich dazu beispielsweise auf der Seite der Gemeinde Glowe.

Hallo liebe Emy, mal wieder eine schöne Story von dir. Diesmal haben wir die Geschichte als gute Nacht Geschichte verwendet. Die kleine Emi (jetzt weißt du wahrscheinlich schon wer den Kommentar schreibt), hat mit großen Ohren gelauscht. Macht uns viel Spaß deine Storys zu lesen, weiter so💪😉