Angst, eine Emotion, die unüberwindbar scheint. Der größte Feind unser selbst ist die eigene Unsicherheit. Es kann bei harmlosen Sorgen beginnen und bis hin zu schweren Panikattacken führen. Der Auslöser dieser Angstzustände ist dabei sehr vielseitig.

Angst vor dem Springen

Als Kind lag meine Wunschvorstellung an meine Zukünftigen reiterlichen Fähigkeiten immer im Springsattel. Ich konnte mir nichts schöneres vorstellen, als gemeinsam mit meinem Pferd über die Hindernisse zu gleiten. Die Musik erklingt leise im Takt, während ich stolz durch den Parcours galoppiere. Doch die Realität eröffnet mir ein ganz neues Gefühl, welches mir bisher noch nicht deutlich genug erläutert wurde. Ich habe Angst vor dem Springen.

Angst erkennen und eingestehen

Mir wurde bereits bei dem Überqueren einer Galoppstange sichtlich unwohl. Einen bestimmten Auslöser gab es bei mir nie. Ein Cavaletti erschien mir wie eine unerreichbare Höhe, die ich niemals erklimmen könne. Immer wieder ging ich in mich, um die Ursache zu erforschen. Es könnte so leicht sein, wenn ich den Ursprung erfahren würde. Doch dieser Gedanke verlief schnell in ein wahlloses Aneinanderreihen von Vermutungen. Den wohl wichtigsten Schlüsselpunkt erhielt ich, als ich mich meiner Trainerin offenbarte. Zu diesem Zeitpunkt realisierte ich, dass mich nicht der Ursprung ans Ziel bringe, sondern das Arbeiten an dem Problem.

Augen zu und drüber

Gesagt, getan. Mein Weg führte mich schnell an den nahegelegenen Springplatz. Immer Mittwochs erwischte ich mich bereits Morgens, wie ich mir sämtliche Ausreden zusammen legte, um dem wöchentlichen Training den Rücken kehren zu können. Der Frust über die Unsicherheit war zu groß.

Meine Trainerin hat ein sehr eindringendes Durchsetzungsvermögen. Im Nachhinein bin ich ihr dafür sehr dankbar. So kam es, dass mein unerfahrener, tollpatschiger Wallach und Ich uns regelmäßig der Herausforderung stellten. Die Mitte der Woche wurde für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Die Tränen lösten oftmals die Verzweiflung ab und führten meinen Kopf zu sämtlichen Blockaden.

Den Mut bewahren

Wer mich kennt, dem sei bewusst, dass Aufgeben keine Option für mich ist. So kämpfte ich mich durch den Sommer und übersah so einige, wichtige Details.

An einigen Tagen ist man so besessen von seinen Angewohnheiten, dass man die Wertschätzung kleiner Momente verliert. Doch nach dem Training schaute ich mir die Videos an und sah ein Lächeln auf meinem Gesicht. Ein kleines Lächeln, welches mich zum umdenken brachte.

Die kleinen Momente bringen das Glück

In der folgenden Woche versuchte ich mich stetig an dieses Lächeln zurück zu erinnern. In diesem Moment erfühlte ich, dass ich überzeugt davon war, dass mir das Springen durchaus Spaß bereiten könnte. Meine zunehmende Entspannung übertrug sich auf mein Pferd und brachte uns den Durchbruch. Er sprang, wie an keinem Tag zuvor und ich fühlte mich sicher auf seinem Rücken.

Wir sind so besessen von großen Veränderungen und Verbesserungen, dass wir die kleinen, kaum ersichtlichen Dinge ausblenden. Ein wichtiger Lernprozess meines Lebens war es, mir Gefühle einzugestehen und den Mut zu haben, mich über kurze Momente zu freuen. Ein ehrliches Lächeln erhält einen sehr hohen Stellenwert und die Freude an kleinen Dingen bringt ein allgemeines Wohlbefinden mit sich.

 

Angst beim Reiten: Springen

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